Die Verwirrung bei den Corona-Fallzahlen für NRW
Veröffentlicht: Donnerstag, 12.03.2020 13:42
Mit Stand vom 12.03.20, 10:00 Uhr waren in NRW 909 Menschen mit dem Corona-Virus infiziert. Soweit - so besorgniserregend. Doch die Zahlen des Robert-Koch-Instituts für NRW fallen deutlich niedriger aus. Wir klären auf, warum es diese Unterschiede gibt.
Ursache für die großen Unterschiede bei den Angaben zu den Corona-Fall-Zahlen ist die behördliche Meldekette. Also der Weg, den die Meldungen über positive Testergebnisse durch die einzelnen Behörden und Institute geht. Diese Meldekette ist in den Paragraphen 6,7 und 12 des Infektionsschutzgesetzes (lfSG) bundesweit geregelt.
Wird ein Patient positiv auf das Corona-Virus getestet, müssen sowohl das betroffene Krankenhaus oder die Arztpraxis als auch das testende Labor dieses Testergebnis beim zuständigen Gesundheitsamt auf kommunaler Ebene melden. Das Gesundheitsamt meldet jeden Fall an die Landesmeldestelle und das Kompetenzzentrum Infektionsschutz (KI NRW) beim Landeszentrum für Gesundheit (LZG) mit Sitz in Bochum. Dieses Landeszentrum verschafft sich einen Überblick über die Lage in ganz Nordrhein-Westfalen.
Vom LZG gehen die Meldungen über positive Testergebnisse an das Landesministerium für Gesundheit (MAGS NRW) und an das Robert-Koch-Institut (RKI) weitergeleitet. Erst ganz am Schluss der Meldekette befinden sich das Bundesgesundheitsministerium und die Europäische Union, sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Das Besondere an dieser Meldekette ist aber, dass die positiven Testergebnisse nicht zwingend laufend und ununterbrochen weitergeleitet, sondern oft gebündelt werden. So kann es zum Beispiel sein, dass ein Gesundheitsamt den Stand der Dinge beispielsweise immer um jeweils 9 Uhr und um 15 Uhr eines jeden Tages gebündelt an das Landeszentrum für Gesundheit übermittelt. Das Landeszentrum wiederum überschwemmt das Landesministerium und das Robert-Koch-Institut nicht minütlich mit neuen Fallzahlen, sondern leitet diese ebenfalls gebündelt zu mehreren Uhrzeiten am Tag weiter.
Das Robert-Koch-Institut macht bei der Veröffentlichung von Zahlen zu einer bestimmten Uhrzeit, die meistens am Vortag liegt, einen Schnitt. Dann werden alle Fallzahlen bekannt gegeben, die bis zu dieser Uhrzeit im Institut vorlagen. Auch wenn vielleicht danach noch weitere Zahlen eingetroffen sein sollten.
So liegt der zum Teil große Unterschied, bei den gemeldeten Corona-Fallzahlen lediglich an der zeitlichen Verzögerung, mit der die behördliche Meldekette funktioniert. In der Tat macht es Sinn, dass die jeweiligen Meldestationen nicht jedes positive Testergebnis unverzüglich nach oben weitergeben, sondern erstmal sammeln. Anderenfalls erhöht sich die Gefahr, dass alle Beteiligten viel schneller den Überblick verlieren.
Ungeklärt ist bisher die Frage, was mit den Coronoa-Erkrankten passiert, die inzwischen wieder gesund sind. Nach Auskunft des NRW-Gesundheitsministeriums wird gerade an einem Verfahren gearbeitet, um diese Menschen zuverlässig aus den Zahlenkolonnen der Corona-Fallzahlen herauszurechnen.
Autor: José Narciandi