Harris vs. Trump: Das müsst ihr zur US-Präsidentschaftswahl 2024 wissen

Auf die Wahl am 5. November 2024 schaut die ganze Welt. In den USA wird der oder die Nachfolger/in von Joe Biden gesucht. Wir fassen für euch die wichtigsten Punkte zur Präsidentschaftswahl zwischen Kamala Harris und Donald Trump zusammen.

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Das Land gespalten, die Gesellschaft steht vor dem Kollaps. Die Wahl in den Vereinigten Staaten von Amerika am 5. November wird entscheidend für viele Dinge auf dieser Welt sein. Für die Demokraten tritt Kamala Harris, aktuell Vizepräsidentin an. Bei den Republikanern ist es erneut Donald Trump, der die Partei zwar hinter sich gebracht hat, aber aufgrund seiner Politik, Rhetorik und Art mehr als nur umstritten ist. Wird er die USA und möglicherweise die ganze Welt in ein Chaos stürzen oder siegt die Vernunft? Wir schauen auf die bedeutendste Wahl in diesem Jahrzehnt und erklären sie.

Wie läuft die Präsidentschaftswahl in den USA ab?

Das Duell um die US-Präsidentschaft: Donald Trump (Republikaner) gegen Kamala Harris (Demokraten)
Das Duell um die US-Präsidentschaft: Donald Trump (Republikaner) gegen Kamala Harris (Demokraten)© picture alliance/dpa/AP | Alex Brandon
Das Duell um die US-Präsidentschaft: Donald Trump (Republikaner) gegen Kamala Harris (Demokraten)
© picture alliance/dpa/AP | Alex Brandon

So einfach wie die Wahl möglicherweise erscheint, ist sie es aber nicht. Ja, Kamala Harris tritt gegen Donald Trump an. Allerdings werden sie nicht direkt gewählt. Zwar können sie ein Kreuz für ihren Favoriten machen, sie bestimmen damit aber Wahlmänner oder Wahlfrauen – die sich einem der Präsidentschaftskandidaten verpflichtet haben.

Die USA haben 50 Bundesstaaten. Jeder einzelne hat unterschiedlich viele Wahlleute. Die Zahl hängt von der jeweiligen Einwohnerzahl ab. So hat der Staat Kalifornien deutlich mehr als beispielsweise North Dakota. In fast allen Staaten gilt daher das relative Mehrheitswahlrecht. Das heißt: Wer mehr als die Hälfte der Wählerstimmen in einem Bundesstaat bekommt, gewinnt die Stimmen aller Wahlleute im Staat. Nur in Maine und Nebraska wird anders gewählt – hier werden Wahlleute unter anderem nach den Wahlbezirken verteilt.

41 Tage nach dem Wahltag (5. November 2024) wird der Präsident/die Präsidentin vom Electoral College gewählt. Das Electoral College besteht aus bestimmten Wahlleuten. Am 20. Januar wird schließlich das Präsidialamt offiziell angetreten.

Warum kann man in den USA ohne die Mehrheit aller Wähler Präsident/in werden?

© picture alliance/dpa/XinHua | Liu Jie
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Das ist aufgrund des Wahlsystems der Wahlmänner und -frauen möglich. Da in den USA das Prinzip gilt: der Gewinner bekommt alles - "the winner takes it all" - reichen nur 51 Prozent der Stimmen in fast allen Bundesstaaten aus, um die Stimmen aller Wahlleute des jeweiligen Staates zu bekommen. Die sind schließlich entscheidend. Sie wählen den Präsidentin/die Präsidentin.

So kann es passieren, dass ein Kandidat landesweit die meisten Direktstimmen der Wähler erhält, am Ende die Wahl trotzdem verliert. So geschehen im Jahr 2016, als Hillary Clinton für die Demokraten antrat und Donald Trump zum ersten Mal als republikanischer Kandidat ins Rennen ging. Einige Millionen Amerikaner mehr wählten für Clinton, doch Trump durfte schlussendlich den Wahlsieg bejubeln, weil er durch die von ihm gewonnenen Bundesstaaten eine Mehrheit bei den Wahlleuten sicherte.

Was sind Swing States und warum sind sie so wichtig?

Traditionell gibt es mehrere Staaten in den USA, bei denen klar ist, dass sich dort der/die demokratische Kandidat/in oder der/die republikanische Kandidat/in durchsetzt. Hier werden die Wahlergebnisse schon Minuten nach der Schließung der Wahllokale bekannt gegeben.

Bei den Demokraten sind es beispielsweise die Staaten Kalifornien, Massachussets oder Connecticut. In den USA sind das sogenannte blue states. Bei den Repulikanern sind Kansas, Oklahoma oder Montana klassische red states.

Und dann gibt es noch Staaten, bei denen bis zum Schluss nicht klar ist, wer das Rennen macht. Sie werden Swing States genannt. Im Jahr 2024 werden es wieder mehr als fünf Staaten sein, die am Ende über Sieg oder Niederlage entscheiden, da sie zumeist auch viele Wahlleute stellen. In diesen von den Medien genannten "Battleground States" (auf deutsch "Schlachtfeld-Staaten") können nur wenige Stimmen den Ausschlag geben. Die Rede ist von:

  • Pennsylvania (19 Wahlleute)
  • Georgia (16 Wahlleute)
  • Michigan (15 Wahlleute)
  • North Carolina (16 Wahlleute)
  • Arizona (11 Wahlleute)
  • Wisconsin (10 Wahlleute)
  • Nevada (6 Wahlleute)

Die Präsidentschaftskandidaten machen in diesen Staaten besonders intensiven Wahlkampf, mit vielen Auftritten, hier laufen auch besonders viele Fernsehspots.

Was unterscheidet Republikaner und Demokraten?

© picture alliance/dpa/Tampa Bay Times/ZUMA Press Wire | Dylan Townsend
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Grob runtergebrochen trifft eine rechtsorientierte, unter Trump rechtspopulistische Partei auf eine eher links-liberale Partei.

Während sich die Demokraten auf soziale Themen, wie die Gesundheitsvorsorge oder der Gleichberechtigung aller Bevölkerungsgruppen konzentriert, punkten die Republikaner mit (erz-)konservativen Punkten wie dem Grenzschutz, Steuersenkungen und dem Recht zum Besitz einer Waffe. Da die Partei immer mehr rechtsextreme Mitglieder in ihren eigenen Reihen hat, werden republikanische Gesetze immer drastischer. So zum Beispiel das Verbot zum Recht auf Abtreibung in mehreren republikanisch geführten Staaten.

Beide Seiten sind also grundverschieden. Dass sie sich auf ein neues Gesetz mal einigen können, kommt äußerst selten vor.

Wie wichtig ist die Wahl für Europa?

Ziemlich wichtig. Es steht viel auf dem Spiel. Fast alle europäischen Länder sind Mitglied der NATO, genauso Kanada und die USA. Weil Donald Trump in jüngster Vergangenheit schon häufiger ankündigte, aus dem Militärbündnis austreten zu wollen, wäre das Thema Sicherheit wieder ein ganz entscheidendes. Die USA gibt doppelt so viel wie alle anderen Mitgliedsstaaten zusammen für ihre Verteidigung aus.

Für die Ukraine wäre ein Sieg von Donald Trump ebenfalls ein sehr schlechtes Zeichen, da er sich selbst als Versteher vom russischen Präsidenten Wladimir Putin sieht und damit von der jetzigen US-Politik abtreten würde.

Bemühungen, den Klimaschutz voranzutreiben, könnten unter Trump nahezu komplett eingestellt werden. Er vertritt eine andere Linie als die allermeisten Staaten auf der Welt und behauptete schon mal, dass der Klimawandel nicht menschengemacht sei. Ein Austreten aus dem internationalen Klimaabkommen wäre die logische Folge.

Unter Kamala Harris würde die aktuelle Politik von Joe Biden weitgehend fortgesetzt werden.

© picture alliance/dpa/AP | Charlie Neibergall
© picture alliance/dpa/AP | Charlie Neibergall

Wie viel Macht hat man als Präsident oder Präsidentin der USA?

Der Präsident der USA ist Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber der Armee und hat die Macht über den berühmten "Button" und kann daher Atomwaffen einsetzen. Vergleichen wir das mit Deutschland: Bundeskanzler Olaf Scholz ist Regierungschef, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Staatsoberhaupt. Die Befehlsgewalt über die Bundeswehr teilen sich der Bundeskanzler und Verteidigungsminister (Boris Pistorius).

In den USA kann der Präsident auch die wichtigsten Ämter des Obersten Gerichtshofs besetzen. Bei uns werden die Richter des Bundesverfassungsgerichts zur Hälfte vom Bundestag und vom Bundesrat gewählt. Der Bundeskanzler hat hierbei gar nichts zu sagen.

Zudem kann der US-Präsident auch Gesetzesentwürfe per Veto ablehnen. Wenn die Kongressabgeordneten ihn nicht mit einer Zweidrittelmehrheit überstimmen, scheitert das Gesetz. In Deutschland hat nur der Bundesrat ein Vetorecht. Allerdings kann der Bundespräsident sich weigern, das Gesetz zu unterschreiben, das hätte dann ähnliche Auswirkungen wie ein Veto.

Unsere Wahl-Erklärvideos zur Präsidentschaftswahl in den USA

Wer sich alles Wissenswerte zur US-Wahl in kompakten Erklärvideos ansehen möchte, gelangt hier zu unserem YouTube-Kanal, bei dem wir euch die wichtigsten Dinge, Fakten und Einzelheiten zur Wahl zwischen Kamala Harris und Donald Trump näherbringen.

Autoren: Antonia Röper, David Müller & Joachim Schultheis

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