Jeder sechste Verkehrstote ist ein Radfahrer

Fahrradfahrer von Auto erfasst
© Wisberger/EinsatzReport24 /dpa

Unfallstatistik

Wiesbaden (dpa) - Jeder sechste Verkehrstote ist ein Fahrradfahrer - das zeigen Unfallzahlen des Statistischen Bundesamts. Im vergangenen Jahr starben nach vorläufigen Ergebnissen 441 Radfahrerinnen und Radfahrer auf deutschen Straßen.

Die Zahl der getöteten Radler lag 2024 um 11,4 Prozent höher als 2014. Dabei ist die Zahl der Verkehrstoten in diesen zehn Jahren insgesamt um 18,3 Prozent auf 2.759 gesunken. 

Natürlich sterben zum Glück die wenigsten Menschen, wenn sie mit dem Fahrrad einen Unfall haben. Insgesamt zählten die Statistiker im vergangenen Jahr 92.882 Fahrradunfälle mit sogenanntem Personenschaden.

Was ist der Grund für den Anstieg?

«Der Anstieg ist vor allem auf die steigende Zahl an getöteten Pedelec-Nutzenden zurückzuführen», stellen die Statistiker fest. Von den 2024 getöteten Fahrradfahrern waren 192 mit einem E-Bike unterwegs. 

«Pedelecs sind zwar per se nicht gefährlicher als klassische Räder», sagt Kirstin Zeidler, die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer. Sie seien aber schwerer, beschleunigten stärker und seien daher nicht leicht zu handhaben. «Unsere Forschung zeigt, dass Alleinunfälle mit Pedelecs in allen Altersgruppen häufiger schwerer verlaufen als mit nichtmotorisierten Rädern.»

Wer ist besonders gefährdet?

Auch hier hat das Bundesamt eine klare Antwort: «Ältere Radfahrende sind im Straßenverkehr besonders gefährdet.» Unter den tödlich verletzten Fahrradfahrern waren 2024 knapp zwei Drittel 65 Jahre oder älter. 

Während der Anteil von verunglückten Senioren mit normalen Fahrrädern bei 59,4 Prozent lag, waren 68,8 Prozent der Getöteten aus E-Bikes 65 Jahre oder älter.

Dass ältere Menschen auf Pedelecs ein höheres Risiko tragen, erklärt die Unfallforscherin so: «Sie reagieren langsamer, verlieren schneller das Gleichgewicht und sind verletzlicher als Jüngere.» Wer mit dem E-Bike sicher unterwegs sein will, dem könnten Fahrradtrainings helfen.

Wie laufen die Unfälle ab?

An einem Großteil der Fahrradunfälle mit Verletzten war ein zweiter Verkehrsteilnehmer beteiligt. In 70,7 Prozent der Fälle war das ein Auto. 44.424 Fahrradunfälle mit Personenschaden gingen also auf einen Zusammenprall mit einem Auto zurück.

Unfallforscherin Zeidler findet aber auch die starke Zunahme der Alleinunfälle auffällig: Rund jeder dritte getötete Radfahrende verunglückt Daten der Unfallversicherer zufolge ohne weitere Beteiligte.

Wer hat Schuld?

In rund der Hälfte der Fälle waren die verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrer an dem Unfall selbst Schuld, wie die Statistiker ausführen. «Je nach Unfallgegner zeigen sich allerdings Unterschiede.» 

  • Bei Unfällen mit Fußgängern wurde den Radfahrern in 57 Prozent der Fälle die Hauptschuld angelastet.
  • Kollisionen mit Krafträdern wurden in 50 Prozent der Fälle von Radfahrern verschuldet.
  • Waren Autofahrer beteiligt, trugen die Radler nur in 25 Prozent der Fälle die Hauptschuld.
  • Bei Fahrradunfällen mit Lastwagen lag der Anteil noch darunter: Nur bei 21 Prozent wurde die Hauptschuld bei den Radlern gesehen.

Was muss geschehen?

Die meisten tödlichen Unfälle passieren bei Kollisionen mit Autos. «Besonders problematisch sind dabei Kreuzungen und Zufahrten», sagt Unfallforscherin Zeidler. «Hier gilt es Sicht zu schaffen, etwa das Zuparken zu verhindern. Auch eigenes Ampel-Grün für Abbiege- und Radverkehr ließe Unfälle vermeiden.» 

Der ADFC fordert mehr und bessere Radwege. «Dass Fahrradunfälle zunehmen, ist allerdings kein Wunder», erklärt Bundesgeschäftsführerin Caroline Lodemann. «Radwege sind oft kaputt, von Hindernissen übersät, viel zu schmal, zugeparkt oder fehlen - beispielsweise an Landstraßen - oft ganz.» 

Viel zu häufig müssten sich Radfahrer die Fahrbahn mit Autos teilen. «Das bringt Stress und Gefahr für alle Beteiligten.» 70 Prozent der Befragten des ADFC-Fahrradklima-Tests fühlten sich im Straßenverkehr nicht sicher. «Eine bittere Diagnose», findet Lodemann.

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