"Job-Aid-Ukraine": Arbeitsportal für ukrainische Flüchtlinge boomt
Veröffentlicht: Mittwoch, 30.03.2022 15:45
Ukrainische Flüchtlinge suchen nach ihrer Ankunft schnell Arbeit bei uns. Markus Diekmann, Gründer von "Job-Aid-Ukraine", erzählt, wie sein Arbeitsportal funktioniert.
Tausende von Menschen aus der Ukraine sind zur Zeit auf der Flucht, viele von ihnen kommen in Deutschland und damit Nordrhein-Westfalen unter. Sie sind in Sicherheit, aber niemand weiß, wie lange diese Situation noch dauert. Die Menschen brauchen eine Perspektive, sie brauchen einen Job und zwar möglichst schnell und unbürokratisch. Der Staat sagt: 'Ja, ihr dürft hier arbeiten', kann die Geflüchteten aber nicht besonders gut unterstützen. An dieser Stelle kommt Markus Diekmann ins Spiel. Er ist Initiator der Jobplattform "Job-Aid-Ukraine". Er bringt Arbeitssuchende und Arbeitgeber zusammen. In den ersten drei Wochen haben er und sein ehrenamtlich helfendes Team schon über 1.000 Bewerbungsgespräche vermittelt. Diekmann erzählt: "Wir haben unglaublich viele Berufe, die gesucht werden. Egal ob aus der Pflege, dem Handwerk, dem Handel oder aus der Gastronomie. Selbst Lehrer werden über diese Plattform gesucht." Es sei interessant zu sehen, dass man "toll ausgebildete ukrainische Menschen in allen Fachbereichen" habe, die nach Deutschland in dieser schweren Situation kämen und gleichzeitig tolle Jobs angeboten werden können.
Zu viel Bürokratie: Initiator gibt Ratschläge für Regierung
Der deutsche Staat hat Anfang des Monats ein paar bürokratische Hürden beiseite geschubst, damit die Menschen so schnell wie mögliche eine Arbeitsgenehmigung bekommen. Aber Markus Diekmann sagt, dass dies immer noch zu lange dauert. Seine Idee: "Lasst die Menschen doch erstmal in Deutschland anfangen zu arbeiten. Wenn sie einen ukrainischen Pass besitzen, dann fangt doch erst einmal an und wir ziehen die Arbeitserlaubnis nach. Das ist in vielen Berufen sicherlich auch gut möglich", so Diekmann. Er schiebt ein, dass bei Jobs, bei denen eine Zertifikatsnachweis-Pflicht bestünde, natürlich so ein Schritt nicht möglich wäre. "Aber einem Tischler oder einer Designerin wäre so deutlich schneller geholfen", betont er.
Deutschland leidet bekanntlich unter Fachkräftemangel, über 2 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Für Markus Diekmann besteht hier ein große Chance: "Wenn wir alle eine Entscheidung in unserem Kopf fällen: Nämlich nicht, dass die Menschen aus der Ukraine uns dankbar sein müssen, sondern - weil wir einen riesigen Fachkräftemangel haben - dass uns Ukrainer in dieser Situation temporär helfen können, dann begegnet man sich auf Augenhöhe. Ich glaube, das ist ein Gewinn für alle - als Mensch, als Kultur und als Gesellschaft."
Solltet ihr Interesse daran haben, Arbeit für ukrainische Flüchtlinge anzubieten, könnt ihr auf diesen Link klicken und eure Annonce stellen. Die Organisatoren bitten, dies auf Englisch oder Ukrainisch zu tun.
Update: So reagiert die Politik auf die Probleme bei der Arbeitssuche
Die Politik in Deutschland will erreichen, dass diese Menschen schnell und unbürokratisch eine Bleibe finden und arbeiten können. Wie wir nun wissen, geht es nur in Sachen Unterkunft soweit gut voran. Dabei ist das Verfahren, um ukrainischen Flüchtlingen eine Arbeitserlaubnis zu erteilen, eigentlich vereinfacht worden. Sobald ein Geflüchteter Mensch aus der Ukraine Kontakt zur Ausländerbehörde bekommt, um eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, soll er oder sie eine Arbeitserlaubnis ausgehändigt bekommen - unabhängig davon, ob es schon ein konkretes Job-Angebot gibt oder nicht. Also die Erlaubnis wird von der Ausländerbehörde erteilt und nicht etwa vom Job-Center. Das ist die Vorgabe vom Bund und im Prinzip ist das eine Vereinfachung, weil das für alle weniger Papierkram bedeutet. Doch das ist nur im Prinzip so der Fall. Die Ausländerbehörden haben in der aktuellen Phase ein hohes Aufkommen an Anträgen - so heißt es offiziell aus dem zuständigen NRW-Flüchtlingsministerium. Daraus könnten sich Verzögerungen bei der Antragsbearbeitung vor Ort ergeben. Der zuständige Minister Joachim Stamp sagt, dass die Kommunen gerade viel leisten, um das alles hinzukriegen. An der Erteilung einer Arbeitserlaubnis führt schlicht und ergreifend kein Weg vorbei. Das ist zwar immer noch Bürokratie - aber wie man uns im Gespräch versichert hat, so wenig Bürokratie wie möglich.
Autor: José Narciandi & Joachim Schultheis