Ökostrom - alles Täuschung oder was?
Veröffentlicht: Freitag, 29.07.2022 23:50
Letzten Donnerstag (28. Juli 2022) hatten wir auf der Erde alle Ressourcen aufgebraucht, die uns für dieses Jahr zur Verfügung standen. Es war Earth Overshoot Day - Erdüberlastungstag. Mies. Hier in Deutschland war der Earth Overshoot Day schon Anfang Mai. Noch mieser.
Einige Menschen informieren sich, versuchen unsere Umwelt zu schützen und aktiv etwas zu tun, zum Beispiel indem sie Ökostrom beziehen. Die Referentin für Energiemarkt der Verbraucherzentrale NRW, Christina Wallraf sagt:
"Die Mehrzahl der Ökostromtarife bringen nichts. Das ist aber leider für die Verbraucher schwer zu erkennen, wird da jetzt wirklich was mit bewirkt oder nicht".
Vielen Menschen, auch jenen, die selbst Ökostrom beziehen, ist das nicht unbedingt bewusst:
Im Gespräch mit Moderatorin Alina Liertz erklärt Wallraf, warum Ökostrom nicht gleich nachhaltig ist und warum die Energiewende in Deutschland durch Verbraucher:innen, die Ökostrom beziehen, nicht wirklich vorangebracht wird:
Auszüge aus dem Statement vom Düsseldorfer Unternehmen Naturstrom:
"Seit der Gründung 1998 bietet NATURSTROM seinen Kundinnen und Kunden [...] ausschließlich Strom aus Erneuerbaren Energien an. Diesen kaufen wir nicht an der Strombörse ein, sondern [...] direkt bei deutschen Wasserkraftwerken, Windenergie-Anlagen und Solarparks. (Damit) grenzen wir uns von vielen vermeintlich grünen Anbietern ab, die ihre Strommengen an der Börse einkaufen und diese mittels ausländischer Öko-Zertifikate grünwaschen. Der Großteil dieser Zertifikate kommt dabei aus Norwegen, wo aufgrund hoher Ökostrommengen viele dieser Zertifikate vorhanden und „frei“ sind. Dabei gab es bis Mitte 2021 nicht einmal eine direkte Leitungsverbindung zwischen Deutschland und Norwegen – es war bis dato also physikalisch unmöglich, norwegischen Ökostrom in Deutschland zu nutzen. Entsprechende Angebote waren reine Papiergeschäfte.
Dazu kommt, dass ambitionierte Öko-Energieversorger wie wir seit jeher zusätzlich zu den Marktimpulsen durch die eigenen Tarife den Ausbau Erneuerbarer Energien in Deutschland vorantreiben. Denn für jede Kilowattstunde, die unsere Kundinnen und Kunden verbrauchen, fließt ein fester Betrag in den Bau neuer Öko-Kraftwerke. […]naturstrom (wird) bereits seit 1999 mit dem Grüner Strom-Label ausgezeichnet. Das Label gilt als das strengste Ökostrom-Label in Deutschland.
Manche Versorger mit vermeintlich grünen Angeboten haben zudem Anteile an Kohle- oder Atomkraftwerken und verdienen so auch weiterhin am alten Energieerzeugungssystem mit. Wer das nicht indirekt unterstützen möchte, sollte einen unabhängigen Anbieter wählen, der ausschließlich auf Erneuerbare Energien setzt [...]".
Auch andere Energie-Expert:innen, wie zum Beispiel Ute Bertrand von der Aktionsgemeinschaft Robin Wood sehen das Geschäft mit Ökostrom kritisch:
Autorin: Alina Liertz
Weitere Infos und Links zum Thema
Infos der Verbraucherzentrale NRW zu Ökostrom