Bundestagswahl 2025: Das Interview mit Die Linken-Spitzenkandidat Jan van Aken

Unser drittes Interview zur Bundestagswahl 2025 führen wir mit dem Spitzenkandidaten der Linken - Jan van Aken. Marc Weiß spricht mit dem Hamburger über die Pläne der Linken.

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Jan van Aken war entspannt, als er zum Interview bei uns ankam. Die Linke hat Aufwind, in aktuellen Umfragen liegt die Partei bei fünf Prozent, ein erneuter Einzug in den Bundestag liegt also im Bereich des möglichen. Außerdem verzeichnet die Linke auch einen deutlichen Zuwachs bei den Mitgliedern. Allein im letzten halben Jahr sind mehrere tausend neue Mitglieder hinzugekommen freut sich Jan van Aken im Gepräch mit Moderator Marc Weiß. Auf seinen Hintergrund angesprochen, inklusive seiner Arbeit bei einer NGO, drängte sich die Frage auf, warum es van Aken in die Linke gezogen hat und nicht zu den Grünen. "Weil die Grünen die Armut nicht fühlen", so van Aken. Er selbst sei in einem, wie man heute sagen würde, sozialen Brennpunkt als Sohn eines Werkzeugmachers und einer Sekretärin aufgewachsen.


Über Merz: "Wortbruch schon vor der Wahl"

Das politische Thema der letzten Tage ist selbstverständlich auch ein Thema für Jan van Aken und die Linke: Die Abstimmung der Union mit einer in Teilen rechtsextremen Partei im Bundestag. "Irgendwann dacht ich, das ist jetzt wahrscheinlich das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik, dass eine Partei schon vor der Wahl ihr Versprechen bricht. Er hat immer versprochen, die Brandmauer hält. Keinen Schritt mit der AfD und schon vor der Wahl bricht er das. Das ist ein Tabubruch, da werden wir uns noch in 10 oder 20 Jahren dran erinnern. Das ist wirklich eine Wende in der Demokratie.", so Jan van Aken. Er selbst betonte, dass Menschen, die hier hinkommen auch direkt arbeiten dürften sollten. "Am Ende dürfen 80 Prozent derer, die einen Asylantrag stellen auch bleiben" und auf die Frage nach straffällig gewordenen Asylbewerbern betonte van Aken die Rolle des Rechtsstaates. Das sei ein besonderes Thema. "Der Rechtsstaat kennt keine Doppelbestrafung. Also wenn wir beide jetzt einen Banküberfall machen, gehen wir drei Jahre in Knast. Dann ist die Strafe abgebüßt und dann wird gesagt sie haben eine zweite Chance, Wenn wir jetzt aber einen Migrationshintergrund hätten, dann wird gesagt so ihr habt die Strafe abgebüßt und jetzt kriegt ihr noch eine zweite Bestrafung und müsst raus. Das ist nicht richtig."

Die Linke fordert: Mietpreisdeckel bundesweit

Ein Thema, dass die Linken traditionell antreibt: Die soziale Frage. Deswegen fordert sie unter anderem in ihrem Wahlprogramm, dass Mieten bundesweit gedeckelt werden sollen. Auf die Frage nach dem Gerichtsurteil des Bundesverfassungsgerichts zum Deckel in Berlin verweist van Aken darauf, dass der Mietpreisdeckel ja dort nur vom Gericht einkassiert wurde, weil es bundes- und nicht Ländersache sei so einen Mietpreisdeckel einzuführen und sie setzten sogar noch einen drauf. Leerstand soll unter Umständen für den Vermieter teuer werden. Es könne nicht sein, dass zwei Millionen Wohnungen leer stünden und gleichzeitig Menschen keine Wohnung finden.

Steuersystem: Die Linken wollen kleine und mittlere Einkommen entlasten und Reiche zur Kasse bitte

Das, was viele Menschen im Moment umtreibt, sind die Lebenshaltungskosten. Die Lebensmittelpreise sind gestiegen, Strom und Heizen sind auch deutlich teurer geworden. Auch da will die Linke ran so Jan van Aken auf die Frage nach den Plänen seiner Partei. So fordern die Linken etwa ein Verbot der Spekulation mit Lebensmitteln und auch das Steuersystem wollen sie verändern: "Das Ungerechte ist, dass gerade in der Mitte der Einkommensskala irgendwie das Steuersystem am Ungerechtesten ist. (…) Bei Allen, die unter 6.500 Euro verdienen, da sinkt der Lohnsteuersatz (nach den Plänen der Linken) und die hätten auch deutlich mehr übrig. Aber alles über Sechseinhalbtausend im Monat brutto, da wird dann die Steuer höher und ich glaube das würde wahrscheinlich 85% der Menschen beim Lohneinkommen entlasten."

Heikles Thema für die Linken? Der Ukraine-Krieg

Besonders umstritten innerhalb der Linken ist nach wie vor der Umgang mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Zwar spricht auch Jan van Aken davon, dass dieser Angriff Völkerrechtswidrig gewesen sei, trotzdem lehne er Waffenlieferungen ab. Es gebe zwischen Nichts tun und Waffenlieferungen noch sehr viel, was man machen könne, so der Spitzenkandidat der Linken im Interview mit Marc Weiß. Er würde auf Sanktionen setzten und eine Zusammenarbeit mit China in der Frage.

Autor: David Müller 

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