Diese Gaza-Geiseln sollen freikommen
Veröffentlicht: Samstag, 22.02.2025 04:30
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Konflikt in Nahost
Gaza/Tel Aviv (dpa) - Die islamistische Hamas im Gazastreifen will heute sechs weitere israelische Geiseln freilassen, drei von ihnen früher als geplant. Im Gegenzug ist vorgesehen, dass Israel palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen entlassen wird. Wer sind die Geiseln, die nun freikommen sollen?
Omer Schem-Tov
Der 22 Jahre alte Omer Schem-Tov wurde während des Hamas-Terrorüberfalls am 7. Oktober 2023 zusammen mit zwei Freunden vom Nova-Musikfestival verschleppt. Ein Video zeigte den jungen Mann gefesselt im Fahrzeug seiner Entführer. Seine Freunde, Schwester und Bruder wurden im Rahmen eines Abkommens zwischen Israel und der Hamas im November 2023 freigelassen. Der 22-Jährige träumte nach Angaben des Forums der Geisel-Familien davon, Schauspieler zu werden. Schem-Tovs Mutter Schelly sagte israelischen Medien zufolge, sie könne es kaum erwarten, ihren Sohn zu umarmen.
Omer Wenkert
Auch Omer Wenkert wurde von dem Festival in der Negev-Wüste verschleppt. Ein Freund von ihm wurde während des Massakers Berichten zufolge dort getötet. Der 23-Jährige habe am Morgen des Überfalls noch Kontakt zu seinen Eltern gehabt und ihnen gesagt, dass er Todesangst habe, berichteten israelische Medien. Später bekamen seine Mutter und sein Vater demnach ein Video der Hamas zugeschickt, das ihren Sohn gefesselt und nur in Unterwäsche bekleidet auf der Ladefläche eines Wagens zeigen soll. Er leidet Berichten zufolge an einer chronischen Darmentzündung und braucht regelmäßig Medikamente. Der junge Mann arbeitete nach Angaben des Forums der Geisel-Familien als Manager eines Restaurants.
Elija Cohen
Der 27 Jahre alte Elija Cohen war während des Hamas-Massakers vor mehr als 16 Monaten zusammen mit seiner Partnerin Ziv Abud ebenfalls auf dem Nova-Festival. Mit dabei waren auch Abuds Neffe und dessen Freundin. Die beiden wurden auf dem Festival getötet. Cohens Verlobte überlebte nach Angaben des Forums der Geisel-Familien den Terrorüberfall, indem sie sich unter Leichen versteckte. Cohen wurde wie auch der in Geiselhaft ermordete Hersh Goldberg-Polin sowie der kürzlich freigelassene Or Levy aus einem Schutzraum entführt, in den die Terroristen zuvor Handgranaten geworfen hatten. Dadurch wurden mehrere Menschen, die sich dort versteckten, getötet.
Cohen arbeitete nach Angaben des Forums der Geisel-Angehörigen im Bereich Marketing und Immobilien. Seine Familie sagte laut israelischen Medien kürzlich, dass sie von jüngst freigelassenen Geiseln erfahren habe, dass der 27-Jährige während seiner gesamten Geiselhaft angekettet gewesen sei. Demnach hat er auch eine behandlungsbedürftige Schusswunde am Bein.
Tal Schoham
Der österreichisch-israelische Doppelstaatler Tal Schoham war vor mehr als 16 Monaten zu Besuch bei Verwandten im Kibbuz Beeri und wurde dort zusammen mit seiner Frau, ihren drei und acht Jahre alten Kindern sowie weiteren weiblichen Angehörigen entführt. Berichten zufolge flüchtete die Familie aus dem Haus, als palästinensische Terroristen es in Brand steckten. Die Kinder und Frauen kamen im Rahmen eines Abkommens zwischen der Hamas und Israel im November 2023 wieder frei. Drei Familienmitglieder wurden am 7. Oktober ermordet, wie das Forum der Geisel-Familien berichtete.
Israelische Medien meldeten unter Berufung auf seine Frau, dass seine kleine Tochter und sein Sohn fragten, wann ihr Vater nach Hause komme. Der 40-Jährige arbeitete nach Angaben des Forums der Geisel-Angehörigen ehrenamtlich beim israelischen Rettungsdienst Magen David Adom.
Hischam al-Sajid
Der 36 Jahre alte Hischam al-Sajid wird schon seit rund zehn Jahren im Gazastreifen festgehalten. Der israelische Araber hat nach Angaben des Geisel-Forums mit psychischen Problemen zu kämpfen. Er überquerte die Grenze in den Gazastreifen 2015 eigenständig und ist seitdem in Hamas-Gefangenschaft.
Die Terrororganisation veröffentlichte im Jahr 2022 auch Aufnahmen von al-Sajid in einem Bett mit Sauerstoffmaske, die in Israel für Empörung sorgten. «Die Nachricht seiner voraussichtlichen Rückkehr bringt Freude, aber sie wird nicht vollständig sein, bis alle Geiseln nach Hause zurückkehren», ließ seine Familie über das Forum der Geisel-Angehörigen mitteilen. «Keine weitere Geisel sollte ein Jahrzehnt in Gefangenschaft verbringen müssen.»
Avera Mengistu
Auch bei Avera Mengistu handelt es sich um eine Langzeitgeisel. Der inzwischen 39-Jährige passierte die Grenze in den Gazastreifen 2014 auf eigene Faust. Seit einem Jahrzehnt wird er festgehalten. Auch ihm werden psychische Probleme nachgesagt. Nach Angaben des Forums der Geisel-Familien wurde er in Äthiopien geboren. Im Jahr 2023 verbreitete die Hamas auch von Mengistu ein Video. Dies war das erste Lebenszeichen, das seine Familie von ihm bekam.
Seit Jahren liefen Bemühungen um einen Deal zwischen Israel und der Hamas, um Mengistu und al-Sajid freizubekommen.