Klimabilanz für Deutschland: Experten warnen vor Erderwärmung
Veröffentlicht: Dienstag, 21.03.2023 14:15
Wenig überraschend fällt die Klimabilanz des Deutschen Wetterdienstes ernüchternd aus. Das allseits bekannte 1,5 Grad-Ziel wäre aktuell nicht mehr erreichbar.
Klima-Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) haben bei der klimatologischen Bilanz des Jahres 2022 vor den zunehmenden Einflüssen der Erderwärmung gewarnt. "Wir kommen raus aus der Komfortzone", sagte Andreas Becker, Abteilungsleiter der Klimabeobachtung beim DWD, am Dienstag in Berlin. Mit starken Hitzewellen, Sonnenscheinrekorden und anhaltender Trockenheit sei das Jahr nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa unter den wärmsten seit Messbeginn gewesen.
Die Folgen der Klimaveränderungen würden in Deutschland zunehmend negativ spürbar, sagte Becker mit Blick auf Waldbrände, Ernteausfälle und Trinkwasserreglementierungen, die mehrere Kommunen im vergangenen Sommer angeordnet hätten. Er verwies auf Zahlen des Robert Koch-Instituts, nach denen die wiederholten Hitzewellen im Sommer 2022 zu einer Übersterblichkeit von 4500 Menschen geführt hätten.
Kampf um jedes Zehntel Grad
"Es lohnt sich, um jedes Zehntel Grad zu kämpfen", betonte Becker angesichts der Pariser Klimaziele zur Begrenzung der Erderwärmung.. Deren Erreichen erscheint nach Angaben des DWD-Klima-Vorstands Tobias Fuchs kaum mehr möglich: "Zwei Grad sind noch irgendwie in Reichweite, aber 1,5 Grad sind weit weg." Seine Kollegin Renate Hagedorn sagte im Bezug auf die Energiewende, dass gerade das vergangene Jahr gezeigt habe, wie herausragend wichtig die Nutzung von Sonne und Wind gewesen sei. "Insgesamt war 2022 ein Traumjahr für Photovoltaik und ein durchschnittliches Jahr für die Windkraft. Das zeigt, dass das Wetter variabel ist. Müssen wir deshalb damit rechnen, dass es Jahre gibt, in denen die Sonne kaum scheint und der Wind nicht stabil weht? Dazu haben wir Auswertungen gemacht, die ergeben, dass diese Gefahr gering ist." Mit dem Massenverlust von Gletschereis können zudem weitere Probleme auftreten.
Insgesamt lernt man aus der Datenmenge der Wetterexpertinnen und -experten: Ihre Arbeit ist in den letzten Jahren für Gesellschaft, Industrie und Politik immer wichtiger geworden.
Viele Entscheidungen müssen sich zwangsläufig immer stärker an diesen Ergebnissen orientieren, um vernünftige Lösungen für die Zukunft zu finden.
Autor: Werner Baumann (mit dpa)