Bundestagswahl 2025: Das Interview mit BSW-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht
Veröffentlicht: Montag, 17.02.2025 16:45
Das letzte Gespräch in unserer Interviewreihe führt Thorsten Ortmann mit BSW-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht in Köln. Neben der Migrationsdebatte geht es auch um das mögliche Verpassen der Fünf-Prozent-Hürde.

Im Wahlkampf-Endspurt setzt Sahra Wagenknecht kurz vor dem 23. Februar nun alles auf eine Karte, da ein Scheitern ihrer Partei im Bundestag ihre politische Bedeutungslosigkeit bedeuten würde. Im Gespräch mit Thorsten Ortmann sagt sie uns: "Wenn wir nicht in den Bundestag einziehen, wäre ich politisch kein Faktor mehr." Sie kritisiert, dass wichtige Themen wie Altersarmut und steigende Preise im Wahlkampf vernachlässigt werden. "Es wäre unverständlich, in einer politischen Situation, in der die alten Parteien so wenig Vertrauen haben, nicht über diese Probleme zu reden." Eine Begrenzung der Migration sei notwendig, da die hohen Zahlen das Land überforderten.
Ukraine-Krieg: Wagenknecht hofft auf Friedensverhandlungen
Zum Ukraine-Krieg äußert Wagenknecht die Hoffnung auf Verhandlungen und sieht die NATO-Osterweiterung als eine der Ursachen des Konflikts. Waffenlieferungen und die Stationierung von NATO-Truppen an der russischen Grenze lehne sie ab.
Gleichzeitig spricht sich die 55-Jährige für günstige Energiepreise aus und fordert, dass Deutschland Gas dort einkaufen solle, wo es am billigsten sei - auch in Russland. Sie kritisiert die Abhängigkeit von teurem amerikanischem Gas und sieht die Gefahr der Abwanderung der deutschen Industrie.
Ablehnung des Verbrennerverbots
Die BSW-Chefin lehnt das Verbrennerverbot ab, da es die deutsche Autoindustrie gefährde. Sie argumentiert, dass ein Mittelklasse-Verbrenner "klimapolitisch besser" sei als ein E-Auto, das mit einem fossilen Strommix betrieben wird.
Führerkult in der BSW? Wagenknecht weist Vorwürfe zurück
Intern sieht sich Wagenknecht mit Vorwürfen eines Führerkults konfrontiert, die sie zurückweist. "In anderen Parteien treten auch immer Mitglieder aus, aber bei uns wird jeder Austritt zur großen Nachricht", erklärt sie. Die Kritik an der Zusammenarbeit mit der AfD im Bundestag hält sie für überzogen.
Migrationsdebatte: Wagenknecht positioniert sich und ihre Partei
Beim mittlerweile schon historischen Zustrombegrenzungsgesetz, das im Bundestag nach einem CDU-Antrag mit Stimmen der AfD knapp die Mehrheit verfehlte, stimmte auch das BSW größtenteils für das Gesetz. Im Gespräch konkretisierte Wagenknecht die Forderungen des BSW: Straftäter sollten abgeschoben werden, auch wenn dies Verhandlungen mit Regimen wie den Taliban erfordere. Sie plädiert für pragmatische Außenbeziehungen: "Wir müssen versuchen, mit möglichst vielen Ländern faire Beziehungen zu haben."
Autor: Joachim Schultheis