Düsseldorfer Pläne für die Theodor-Heuss-Brücke gehen viral

Hier in Düsseldorf wird seit Anfang des Monats sehr intensiv über futuristische Pläne für den Neubau der Theodor-Heuss-Brücke diskutiert. Obwohl noch gar nicht feststeht, ob die recht marode Brücke überhaupt abgerissen werden muss oder ob eine Sanierung Sinn macht und ausreicht. Dazu will die Stadt bald Näheres bekannt geben.

© RKW Architektur + / formtool

Das Architektur-Büro RKW und das Makler-Büro JLL werfen im Vorfeld einen Vorschlag in den Raum, der hier in Düsseldorf und auch deutschlandweit für angeregte Diskussionen gesorgt hat. Sie haben eine "Green Bridge" entworfen, auf der Wohnungen, ein Hotel, viele Bäume und ein großer Radweg entstehen sollen. Für Autos wäre darunter noch in einem Tunnel auf der Brücke Platz. Die Kosten für das Bauwerk schätzen die Planer auf 700 Millionen Euro, die Bauzeit auf bis zu fünf Jahre. Mit Solarpanels und Windturbinen soll sich die Brücke selbst mit Energie versorgen und so klimaneutral sein. Mit diesem Vorschlag hat es Düsseldorf auch überregional in die Medien geschafft. Unter anderem auch die Süddeutsche Zeitung hat sich ausführlich mit den Plänen beschäftigt - und fragt in ihrem Artikel: "Ist das irre? Ja, zum Glück.".

Der aktuelle Zustand der Theodor-Heuss-Brücke

Die erste Schrägseilbrücke Deutschlands ist in die Jahre gekommen. Seit 1957 quert die Bundesstraße 7 über die 1,3 Kilometer lange Brücke den Rhein. Bis zum Januar 1964 trug sie den Namen "Nordbrücke". Ihren heutigen Namen erhielt die Brücke am 31. Januar 1964, als sie nach dem am 12. Dezember 1963 verstorbenen von 1949 bis 1959 amtierenden Deutschen Bundespräsidenten und Düsseldorfer Ehrenbürger Theodor Heuss benannt wurde. Die Brücke hat zwei Fahrstreifen je Fahrtrichtung sowie parallel dazu an den Außenseiten je einen Fuß- und Radweg.

Die Theodor-Heuss-Brücke aus der Ferne. Aufgenommen wurde das Bild auf den Rheinwiesen in Düsseldorf.
© Landeshauptstadt Düsseldorf, Amt für Verkehrsmanagement
© Landeshauptstadt Düsseldorf, Amt für Verkehrsmanagement

Die Brücke verbindet das nördliche und östliche Stadtgebiet Düsseldorfs, die Messe und den Flughafen mit den linksrheinischen Stadtteilen Oberkassel, Niederkassel, Heerdt und Lörick. Im November 2019 wurde die Brücke wegen "Traglastdefizitzen" für Fahrzeuge über 30 Tonnen Gesamtgewicht gesperrt.

Große Resonanz auf unseren Social-Media-Kanälen

Über die aktuellen, futuristischen Pläne, haben wir bei Antenne Düsseldorf im Radio berichtet und auch auf unseren Social-Media-Kanälen. Die Resonanz war überwältigend. Die Diskussion kontrovers - mit einer Tendenz zu einer eher wohlvollenden Bewertung der Pläne.

Der Düsseldorfer Musiker enkelson. freut sich über die Pläne und die Resonanz

Einer von ganz vielen Menschen, die sich auf unserer Facebook-Seite zu den Plänen geäußert haben, ist der Düsseldorfer Musiker enkelson. .Zu seinem Kommentar "Ich find´s mega!" gab es viele Reaktionen und auch viel Zuspruch. Grund für uns, einfach mal nachzufragen, warum er die Pläne so gut findet und was er zur Diskussion sagt, die in Düsseldorf weiter Fahrt aufnimmt.

© Antenne Düsseldorf
© Antenne Düsseldorf
© Antenne Düsseldorf

Das sagt die Stadt zu den futuristischen Plänen

Wir haben bei der Stadt gefragt: Wie kommen diese Pläne denn bei der Stadtspitze an. Eine Antwort gab es schriftlich:

Die jetzige, das Stadtbild prägende Brückenfamilie mit dem ältesten Mitglied, der Theodor-Heuss-Brücke, wählt eine luftige und sehr feine Konstruktion, um den in der Stadt so markanten Rhein zu queren und ihn visuell kaum zu beeinträchtigen. Deshalb steht sie mit ihrer besonderen Konstruktion auch unter Denkmalschutz. Insbesondere im innerstädtischen Kern bilden die Rheinkniebrücke, die Oberkassler Brücke und die Theodor-Heuss-Brücke ein tragendes Element der Identität des modernen Düsseldorf. Die Skizze des Architekturbüros RKW wirft die Frage auf, ob man dieses Element neu denken und verändern sollte. Die Idee multifunktionaler Brücken hat eine lange Geschichte und gegenwärtig Aktualität, da sie die Mobilität mit Aufenthalt, Aussicht und urbanen Nutzungen sinnvoll verbinden kann. Am Beginn so eines Suchprozesses steht jedoch eine genaue Untersuchung des Raums, in seinen vielfältigsten Ausprägungen wie Urbanität, Stadt- und Landschaftsbild, Verkehr etc. Die Ergebnisse für verschiedene Standorte im Stadtgebiet können unterschiedlich ausfallen. Hinsichtlich einer multifunktionalen Nutzung derartiger Verkehrsbauwerke ist die eingehende Befassung mit den verkehrs- und sicherheitsrelevanten Thematiken hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit als Verkehrsbauwerk von Beginn an zwingend mit zu betrachten. Aber auch die rechtliche Lage ist zu beachten, wenn man über einer Bundeswasserstraße bauen will. Erforderlich ist also ein jeweiliger Abwägungsprozess von Nutzen und Örtlichkeit.Die Renderings von RKW regen zwar die Fantasie an, erlauben aber nicht das Vorhaben zu beurteilen. Sie zeigen zum Beispiel nicht, wie massiv und gewaltig solche multifunktionalen Brückenbauwerke dann werden. Dies ist aber eine grundlegende Frage um die städtebauliche Verträglichkeit zu beurteilen. Sie stellen aber einen interessanten Impuls dar, der für die weiteren Brückenplanungen in Düsseldorf mit in Betrachtung einbezogen werden sollte. Mit einer Master-Studentin der RWTH Aachen wurde im letzten Jahr einen Testentwurf eines solchen Bauwerks erarbeitet. Architektur- und Ingenieurfakultät haben hier zusammen mit der Landeshauptstadt Düsseldorf gemeinsam betreut und ausgelotet, wie Eingriff in Landschaft und Stadt im Verhältnis zum Nutzen stehen und was man beachten muss, das heißt von Erschließung und Versorgung angefangen bis Nutzfläche und Funktionsmix darüber hinaus - ein spannendes Zukunftsfeld auch für Gewerbe und Wohnen in bester Lage.

Die Stadt hat sich auch dazu geäußert, wann mit einer Entscheidung der TH-Brücke gerechnet werden kann.

Die Nachrechnungen und sonstigen detaillierten Untersuchungen am Bestandsbauwerk wurden zwischenzeitlich abgeschlossen und werden aktuell zusammengefasst und einer geplanten weiteren Vorgehensweise zugeführt. Wesentlicher Bestandteil dieser weiteren Vorgehensweise ist eine frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung, die aktuell ausgearbeitet und anschließend den politischen Entscheidungsgremien vorgelegt wird.

Weitere Reaktionen - unter anderem auch von den Deichwächtern

Wir haben in den vergangenen Tagen mit vielen Menschen über die Pläne und eine mögliche Zukunft der Theodor-Heuss-Brücke gesprochen. Unter anderem auch mit Immobilienexperten und auch den Deichwächtern. Einem Verein, der sich zur Aufgabe gemacht hat, den Rhein, die Deiche und die Landschaft am Rhein zu schützen.

Deichwächter-Vorstand Johann Brück hat im Antenne Düsseldorf-Interview von einer spannenden Idee gesprochen, Wohnen einen Park und einen Autotunnel auf eine Brücke zu bringen. Ihm fehlt in dem Entwurf aber eine Bahn, die auch die beiden Rheinseiten verbindet. Aus seiner Sicht könne man dann auch auf die geplante U81-Brücke 500 Meter weiter nördlich verzichten.

Die Diskussion steht also noch ganz am Anfang - Immobilien-Experten sehen auch viele rechtliche Probleme bei Wohnungen auf einer Brücke. Erstmal muss die Stadt sowieso final prüfen, ob die Theodor-Heuss-Brücke wegen ihrer Schäden abgerissen werden muss.

So stellen sich die Architekten von RKW die Green-Bridge vor

Weitere Infos und Links zum Thema:

Anfang Februar haben wir zum ersten Mal über die futuristischen Pläne für die Theodor-Heuss-Brücke berichtet

Hier informieren die Architekten über die Pläne

Im Januar 2021 hatte sich auch die IHK in die Diskussion um die Brücke eingeschaltet

Wiki-Artikel zur Theodor-Heuss-Brücke

Mit den Plänen war Düsseldorf auch überregional in den Medien - hier ein Artikel der Süddeutschen Zeitung

Autoren: Arne Klüh / Philipp Klees

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