Transparenz beim Thema Homeoffice? Fehlanzeige! - Eine Antenne-Düsseldorf-Recherche

Autorin: Alina Liertz

"Überall wo es möglich ist, arbeitet von zu Hause aus"!

Das ist die Forderung der Politik und ein Appell an die Arbeitgeber, ihren Mitarbeitenden Homeoffice zu ermöglichen.

Wir wollten wissen, wie Homeoffice aktuell in Düsseldorf funktioniert. Spoiler: in der Privatwirtschaft läuft es deutlich besser als bei den Behörden. Zudem ist uns während der Recherche fehlende Transparenz aufgefallen.

Die Recherche

Trotz Lockdown sinken die Infektionszahlen nicht genug. Auch, weil viele Menschen weiterhin im Büro arbeiten, statt von zu Hause aus. Eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung vom 15. Januar 2021 zeigt, dass im ersten Lockdown im April 2020 rund 27 Prozent der Menschen im Homeoffice gearbeitet haben. Im zweiten Lockdown, seit November 2020, sind es nur noch 14 Prozent - also etwa die Hälfte. Dabei zeigt eine weitere Studie der Universität Mannheim von Dezember 2020, dass die Infektionsrate um bis zu acht Prozent gesenkt werden könnte, wenn ein Prozent weniger Mitarbeitende ins Büro kämen.

Am 20. Januar 2021 hat Michael Grütering von der Unternehmerschaft Düsseldorf im Antenne-Düsseldorf-Interview zum Thema Homeoffice-Pflicht deutliche Kritik an den Behörden geäußert:

© Antenne Düsseldorf

Demnach hätten die Unternehmen in der Privatwirtschaft alles mögliche getan, um ihren Mitarbeitenden Homeoffice zu ermöglichen, bei der Stadtverwaltung sei das nicht der Fall.

Dieser Kritik von Grütering bezüglich der Behörden sind wir nachgegangen. Das Ergebnis: Zumindest was die Erfassung von Homeoffice und die Transparenz im öffentlichen Umgang damit angeht, sind privatwirtschaftliche Unternehmen weiter als die Behörden hier in Düsseldorf.

Konkret nachgefragt haben wir bei:

  • der Düsseldorfer Stadtverwaltung
  • der Bezirksregierung Düsseldorf
  • der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft
  • der Düsseldorfer Polizei
  • dem Düsseldorfer Unternehmen Henkel
  • dem Düsseldorfer Unternehmen Vodafone.

Um unsere eigene Recherche möglichst transparent zu machen, zeigen wir folglich auf, welche konkreten Fragen wir gestellt haben. Diese lauten:

  • Wie viele Mitarbeitende arbeiten zur Zeit bei XY in Düsseldorf?
  • Welche Bereiche umfasst das?
  • Wie viele Mitarbeitende von XY arbeiten zur Zeit von zu Hause aus?
  • Wie viele Mitarbeitende von XY arbeiten zur Zeit nicht von zu Hause aus? Warum ist das so? In welchen Bereichen ist das nicht möglich?
  • Welche Angebote, Hilfen und Möglichkeiten gibt es für Mitarbeitende von XY, um aus dem Homeoffice arbeiten zu können.

Die Ergebnisse

Düsseldorfer Stadtverwaltung

Bei der Düsseldorfer Stadtverwaltung gibt es laut eines Sprechers zur Zeit über 10.000 Mitarbeitende.

Die Mitarbeitenden arbeiten in über 40 verschiedenen Ämtern und Instituten. Unter anderem in den Bereichen Standesamt, Garten-, Friedhof- und Forstamt, Kitas, Schulen, Feuerwehr, Ordnungsamt, Umwelt- und Verbraucherschutzamt, Sozialamt, Kämmerei, Amt für Kommunikation, etc.

Da es keine Meldepflicht zur Homeoffice beziehungsweise Präsenzarbeit gibt, wird nicht erfasst, wie viele Mitarbeitende im Homeoffice sind. Die Organisation liegt nach Angaben des Sprechers bei den Ämtern selbst. "Wo es nur geht, soll Homeoffice ermöglicht werden", so die Antwort der Stadt. Demnach würden "mehrere Tausend Beschäftigte" von zu Hause aus arbeiten.

Bei Berufen, in der eine Präsenz wichtig ist, wie zum Beispiel bei der Feuerwehr, dem Rettungsdienst, in den Kindergärten und beim Ordnungsamt, sei kein Homeoffice möglich.

Um Homeoffice zu ermöglichen, wurden laut des Stadtsprechers "mehrere Tausend Zugänge" für einen VPN-Tunnel eingerichtet, damit die Mitarbeitenden von zu Hause aus auf das städtische Netzwerk zugreifen können. Außerdem wird "überall dort, wo möglich" Microsoft Teams zur Verfügung gestellt und es wurden neue Laptops für die Mitarbeitenden angeschafft. Konkrete Zahlen zu den Hilfen wurden uns nicht genannt.

Erneute Nachfrage beim Oberbürgermeister Stephan Keller

Weil uns die Aussagen des Stadtsprechers nicht ausgereicht haben, haben wir nochmals konkrete und präzise Nachfragen beim Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller eingereicht. Die Nachfragen lauteten:

  • Wie kann es sein, dass es (trotzdem) keinerlei Kontrollmöglichkeiten innerhalb der Düsseldorfer Stadtverwaltung gibt, um zu erfassen wie viele Mitarbeitende aus dem Homeoffice arbeiten?
  • Warum gibt es keine Meldepflicht?
  • Große Unternehmen in der Privatwirtschaft hier in Düsseldorf erfassen ganz konkret wie viele ihrer Mitarbeitenden im Homeoffice arbeiten. Was sind die Hintergründe, dass das bei der Stadt Düsseldorf nicht möglich ist?
  • Die Düsseldorfer Unternehmerschaft wirft der Düsseldorfer Stadtverwaltung vor, dass die eigenen Mitarbeitenden nicht genügend im Homeoffice arbeiten würden. Was sagen Sie zu dieser Aussage?

Auf keine der gestellten Fragen haben wir eine Antwort erhalten. Aber das hier:

© Antenne Düsseldorf

Demnach schätzt Keller, dass die Homeoffice-Quote in der Stadtverwaltung im Durchschnitt bei mindestens 70 Prozent liegt.


Staatsanwaltschaft Düsseldorf

Laut einer Sprecherin arbeiten bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf 345 Menschen.

Es gibt keine konkreten Zahlen, wie viele Mitarbeitende aus dem Homeoffice arbeiten.

In vielen Verfahren wird laut einer Sprecherin mit Papierakten gearbeitet. Deswegen müssten die Mitarbeitenden vor Ort sein. Bei Büros, die von mehreren Personen genutzt werden, seien Schichtmodelle eingeführt worden - zum Beispiel bei der Wachtmeisterei und beim Service. Zudem bekämen die Mitarbeitenden regelmäßig neue Atemschutzmasken.

Wenn die Möglichkeit besteht, dass die Mitarbeitenden aus dem Homeoffice arbeiten, dürfen sie selbst entscheiden, ob sie das möchten.


Bezirksregierung Düsseldorf

Laut einer Sprecherin arbeiten rund 2.250 Mitarbeitende bei der Bezirksregierung Düsseldorf.

Alle Mitarbeitenden haben die Möglichkeit aus dem Homeoffice zu arbeiten, sofern dies möglich ist. In den Bereichen Kampfmittelräumdienst, Pförtner- und Hausmeistertätigkeiten, bei der Überprüfung von Arbeitschutzmaßnahmen in Betrieben sei das nur begrenzt möglich, da die Mitarbeitenden für einige Tätigkeiten vor Ort sein müssten.

Wer im Homeoffice arbeitet, wird im zuständigen Dezernat geklärt. Mitarbeitende und Führungskräfte seien aufgefordert, so viel wie möglich aus dem Homeoffice zu arbeiten und die dienstlichen physischen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Schätzungweise arbeiten im Durchschnitt aktuell 55 bis 65 Prozent aller Mitarbeitenden aus dem Homeoffice.

Die Mitarbeitenden im Homeoffice haben einen Laptop, mit dem sie von zu Hause aus arbeiten können. Zudem gibt es verschiedene Video- und Telefontools für digitale Konferenzen. Eine Präsenz im Dienstgebäude ist daher nicht nötig.


Henkel

Bei Henkel arbeiten zur Zeit rund 5.600 Menschen in Düsseldorf.

Die Bereiche sind Administration/Verwaltung, Marketing/Vertrieb, Forschung & Entwicklung, aber auch Produktion und Infrastruktur (Betrieb des Industrieparks).

In allen Bereichen, in denen das möglich ist, seien Mitarbeitende dazu angehalten, von zu Hause aus zu arbeiten. Demnach läge die Homeoffice-Quote aktuell bei mehr als 90 Prozent. Ausgenommen davon sind unter anderem die Bereiche Produktion (hier arbeiten rund 20 Prozent der Mitarbeitenden in Düsseldorf), Forschung und Entwicklung/Labortätigkeit).

Schon vor Corona sei flexibles Arbeiten möglich gewesen. Alle Mitarbeitenden mit einem PC-Arbeitsplatz haben einen Laptop, Bildschirme und bei Bedarf einen Bürostuhl. Für das Arbeiten von zu Hause aus stehen Remote-Verbindungen zur Verfügung. Zudem gibt es interne Informationsveranstaltungen rund um die Corona-Pandemie.


Vodafone

Laut einer Sprecherin arbeiten bei Vodafone in Düsseldorf und 5.000 Menschen.

Die Bereiche sind Finanzen, Personal, Vertrieb, Marketing, Technik, Kommunikation und Sicherheit.

Aktuell sind rund 95 Prozent der Mitarbeitenden aus den Bereichen, in denen dies möglich ist, im Homeoffice.

Die Mitarbeitenden, die nicht aus dem Homeoffice arbeiten, kommen größtenteils aus dem Bereich Technik und müssen vor Ort Aufgaben erledigen.

Homeoffice ist laut der Sprecherin nicht erst seit Corona ein Thema, sondern schon seit acht Jahren. Jeder Mitarbeitende hat deswegen einen Laptop und ein Handy. Zudem gibt es Online-Kurse zum Thema Homeoffice. Flexible Arbeitszeiten sind ebenfalls möglich.


Polizei Düsseldorf

Von der Düsseldorfer Polizei haben wir bis heute (26. Januar 2021) leider keine Antwort erhalten.

Mehr Infos zu diesem Thema

Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung zum Them Homeoffice von Januar 2021

Studie der Universität Mannheim zum Thema Homeoffice von Dezember 2020

Bundesarbeitsministerium plant Homeofficevorgaben

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Dürfen Arbeitgeber ihre Mitarbeiter im Homeoffice überwachen?

Diskussion um mehr Homeoffice

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